BARFen bei Erkrankungen des Bewegungsapparates

31. März 2017
(10 Stimmen)

Es gibt eine Vielzahl von Beschwerden, die den Bewegungsapparat bei Hunden betreffen – am häufigsten handelt es sich um Erkrankungen oder Beschwerden der verschiedenen Gelenke, aber auch Bänder und Sehnen.

Je nach Art der Beschwerden und Ausprägung gibt es verschiedene Ansätze zur Behandlung, sowohl aus medizinischer als auch physiotherapeutischer Sicht. Aber auch über die Ernährung kann man sehr viel dazu beitragen, Symptome zu lindern, Entzündungen und Schmerzen zu bekämpfen oder auch vorbeugend unterstützen.

Eine Möglichkeit ist die Umstellung auf BARF.

Die Umstellung auf BARF kann effektiv Schmerzen lindern, den Abbauprozess von Knorpelgewebe verlangsamen, wirksam bei Wundheilung oder Gewebeaufbau unterstützen sowie die Beweglichkeit erhöhen bzw. erhalten. Das funktioniert deshalb so gut, weil man bei der Zusammenstellung des Futters gezielt Bestandteile füttern oder weglassen – und so perfekt auf den Hund (oder die Katze) abstimmen kann.

Dabei sind einige Grundsätze zu beachten:

  • Die Rationen sollten unbedingt getreidefrei gestaltet werden, da vor allem glutenhaltige Getreide entzündliche Prozesse begünstigen können Tipp: wenn eine Kohlehydratquelle benötigt wird, unbedingt auf glutenfreie Getreide achten. Eine Ausnahme ist Hirse – ihr werden entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt und wird häufig gut vertragen.
  • Nahrungsergänzungen oder Kräuter sollten gezielt zu gefüttert werden – es gilt NICHT, viel hilft viel, sondern es sollte abgestimmt auf die jeweilige Erkrankung sein. Es ist durchaus ein Unterschied, ob die Beschwerden durch entzündliche Prozesse (z.b. bei Arthrose), durch altersbedingten Verschleiß oder schlicht und ergreifend durch Fehlbildungen von Knochen und Gelenke verursacht werden.
  • Fischöl, frisches Obst und Gemüse, Fleisch mit gutem Anteil an Bindegewebe/Knorpel hat positiven Einfluss
  • Unbedingt auf eine sehr schlanke Figur achten! Gerade bei Erkrankungen des Bewegungsapparates zählt jedes Gramm.

Ansonsten wird das Futter ganz normal zusammengestellt – Muskelfleisch, Pansen, Fisch, Innereien, Knochen, Gemüse, Öl, evtl. Seealgen in der üblichen Verteilung, dabei immer auf einen angemessenen Fettgehalt achten. Das ist zunächst die Grundlage – mit geeigneten Futterergänzungen kann man dann ganz gezielt helfen.

Es gibt mittlerweile ein riesiges Angebot an verschiedenen Pülverchen für Gelenke und Knochen und natürlich ist eines besser als das andere. Ist das aber wirklich so? Wie finde ich heraus, was meinem Hund – oder meiner Katze – wirklich hilft und wie sollte ich auswählen?

An erster Stelle steht die Diagnose – was hat mein Hund bzw. meine Katze für Beschwerden? Was will ich effektiv erreichen? Denn danach werden die geeigneten Ergänzungen zum Futter gewählt:

  • Gezielte Unterstützung der Gelenke (Gelenkflüssigkeit, Knorpelmasse)
  • Gezielte Unterstützung von Sehnen und Bändern
  • Effektive Schmerzlinderung
  • Verbesserung der Beweglichkeit
  • Gezielte Unterstützung der Wundheilung, z.b. nach Operationen, Bänderrissen
  • Gezielter Muskelaufbau

Aber woher weiß ich, welche Zusätze wofür gut sind? Diese kleine Übersicht über einige verschiedenen Möglichkeiten und die wichtigsten Wirkungsweisen kann schon eine erste Orientierung bieten:

Grünlipp Muschelextrakt

enthält neben Mineralstoffen, Spurenelementen und wertvollen Aminosäuren einen ungewöhnlich hohen Anteil an GAGs (Glycosaminglykane). Fördert die Regeneration und den Aufbau von Knorpel und Bindegewebe, wirkt entzündungshemmend, verbessert die Struktur des Bindegewebes. Wirkt am besten bei erhöhter Zufuhr von Vitamin C, Vitamin E und Omega-3-Fettsäuren. Auf Qualität achten! Wirksam ist das Muschelfleisch, nicht die Schale – entfettetes Muschelfleisch ist weniger wirksam, kostet aber weniger.

Chondroitin

am häufigsten vorkommendes Glycosaminglykan im Knorpel, das Wasser im Bindegewebe absorbiert, die Bildung von Hyaluronsäure und so die Elastizität und Gleitfähigkeit der Gelenke fördert. Es hemmt zudem Enzyme, die Knorpel aufspalten.

Glukosaminglykane

fördert die Anordnung und die Reparatur des Knorpels, dient als Vorläufer für die Produktion des Gelenkknorpels sowie der Synovialflüssigkeit um das Gelenk. Glukosamine reduzieren entzündliche Prozesse und helfen so, das Gelenksgewebe und die Synovialflüssigkeit zu regenerieren und erhalten.

Kollagen-Hydrolysat

Kollagen-Hydrolysat regt die Knorpelzellen an, vermehrt Gewebe zu bilden und wird deshalb zur Prävention und Therapie von Osteoarthrosen eingesetzt. Kollagen-Hydrolysat trägt zur Festigkeit und Flexibilität des Bindegewebes bei, erhöht so die Gelenksbeweglichkeit und reduziert das Schmerzgeschehen bei degenerativen Gelenkserkrankungen. Auf gute Qualität achten! Achtung, Kalorienbombe!

MSM (Methylsulfonylmethan)

entgiftet den Körper, wirkt entzündungshemmend, beschleunigt die Reparatur und den Aufbau körpereigener Zellen, schmerzlindernd, regt Durchblutung und Verdauung an, fördert die Wundheilung

Weidenrinde

enthält Acetylsalicylsäure, sozusagen natürliches Aspirin, schmerzlindernd, blutverdünnend (regt Durchblutung an) – nicht für Katzen!

Teufelskralle

wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd

Ingwer

schmerzlindernd und entzündungshemmend, hemmt den Abbau des Knorpelgewebes

Mädesüß

enthält Acetylsalicylsäure, wirkt fiebersenkend, schmerzlindernd, entgiftend, blutreinigend, harn- und schweißtreibend – nicht für Katzen!

Weihrauch

entzündungshemmend und schmerzlindernd

Tipp – viel hilft NICHT viel. Lieber sparsam und nur wenige Präparate, diese dafür aber gezielt einsetzen!

Zu Reiskeimöl gibt es in den letzten Jahren immer mehr Berichte und Empfehlungen. Im Pferdesport wird es bereits seit längerem gezielt zum Muskelaufbau eingesetzt und seit einigen Jahren ist dieser Trend auch in die Hundeszene übergeschwappt. Aber Achtung – im Pferdesport gilt Reiskeimöl als Dopingmittel, es verdirbt sehr schnell und es sollte sehr sparsam dosiert werden (1 ml auf 20kg Hund), da es die Leber stark beansprucht. Der wirksame Bestandteil in Reiskeimöl ist Gamma-Oryzanol – mittlerweile sind auch Kapseln mit diesem Stoff als Nahrungsergänzung im Handel. Bitte beachten, dass dieser Stoff auch cholesterin- bzw. blutfettwertsenkend wirkt. Reiskeimöl ist bei Hunden nur in Verbindung mit gezieltem Muskelaufbautraining sinnvoll. Bitte beachten: Reiskeimöl hat einen hohen Gehalt an Linolsäure, die zu Arachidonsäure umgewandelt wird – diese kann entzündungsfördernd wirken. Bei entzündlichen Prozessen (Arthrose, Arthritis) ist Reiskeimöl daher nicht geeignet.

Im Handel gibt es sehr viele verschiedene Kombinationspräparate. Schaut euch die Zusammensetzung aber genau an, denn häufig bestehen diese Präparate zu einem Teil aus Stoffen, die nicht notwendig sind.

Es ist übrigens durchaus möglich, Gelenkproblemen, Arthrose, Bänderrissen oder Verschleißerscheinungen vorzubeugen. Auch die Ernährung sollte dabei nicht unterschätzt werden, denn auch über den Futternapf kann man ganz gezielt dazu beitragen, Beschwerden, die aus diversen Zipperlein rund um den Bewegungsapparat resultieren, gar nicht erst entstehen zu lassen.

Vielen Dank für das Bild an Tierphysio Langenfeld, Roswitha Lammertz

Gelesen 12446 mal Letzte Änderung am Freitag, 31 März 2017 21:33
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