BARF – das Allheilmittel
In einem unserer Blog-Beiträge haben wir bereits kritisch angemerkt, dass BARF inzwischen der neue Trend in der Tierfutterwelt geworden ist.
BARF ist augenscheinlich das Allheilmittel. Barfen bringt Allergien zum Verschwinden, stoppt den Krebs, lindert Folgen von Gelenk- und Knochenproblemen, sorgt für gesunde Zähne, heilt kranke Nieren, läßt die Leber gesunden, repariert den Darm, schützt gegen Parasiten…..so könnte man meinen, wenn man all die begeisterten Berichte hört.
Egal, welche Erkrankung der eigene Hund oder die eigene Katze hat, früher oder später bekommt Frauchen oder Herrchen immer den Tipp, zu barfen, dann würden alle Probleme sich in Luft auflösen.
Ist das wirklich so?
Schauen uns doch das Thema Barf mal genauer an.
Barf – oder Rohfütterung ist zunächst einfach eine andere Art, sein Tier zu füttern, wobei wohl ziemlich unstrittig ist, dass – richtiges, ausgewogenes – Barfen an sich wohl die gesündestes und natürlichste Form ist, die Beutegreifer Hund oder Katze möglichst artgerecht zu ernähren. Es ist auch weder fürchterlich aufwendig noch kompliziert, zu barfen.
Es ist einfach eine Art zu füttern, bei der man selber die Verantwortung dafür übernimmt, ausgewogen und artgerecht zu füttern sowie die Kontrolle darüber hat, welche Bestandteile genau in den Napf kommen. Beim Barfen orientiert man sich an dem Vorbild der Natur. Das bedeutet, man füttert rohes Fleisch, rohe Innereien, rohe Knochen, alles etwa in dem Verhältnis, das auch ein Beutetier hätte. Als Ersatz für Mageninhalt, Fell oder Federn gibt es häufig Gemüse – oder eben auch nicht.
Beim Barfen ist es wichtig, ausgewogen zu barfen – also mit Innereien (vor allem Leber) und Knochen und diese jeweils in angemessenen Verhältnis. Werden diese nicht vertragen, abgelehnt oder sind aus Krankheitsgründen eher zu meiden (z.b. Knochen bei Nierenerkrankungen), müssen diese entsprechend ersetzt werden, um die Nährstoffversorgung sicher zu stellen.
Dafür gibt es entsprechende Nahrungsergänzungen, also Pülverchen und Co. – um gezielt das, was fehlt oder ersetzt werden muss, zu ergänzen, falls es notwendig ist. Die diversen Zusätze und Pülverchen, die im Handel oder in der Online-Welt erhältlich sind, haben also durchaus ihre Berechtigung, wenn sie sinnvoll und bedarfsgerecht eingesetzt werden.
Aber – Barfen ist kein Allheilmittel.
Mit der Umstellung auf Barf kann man häufig gezielt die Leber oder die Nieren entlasten und so zu einem besseren Allgemeinbefinden und teilweise wesentlich verbesserten Blutwerten der vierbeinigen Patienten beitragen – aber die Uhr zurück drehen kann man nicht, wenn Organe irreparabel geschädigt sind.
Es ist möglich, krebskranken Hunden zusätzliche Zeit bei guter Lebensqualität zu verschaffen mit einer angepassten Ernährung. Aber wegbarfen kann man Krebs nicht. Gleiches gilt für Allergien oder den unterschiedlichsten Beschwerden des gesamten Verdauungsapparates. Barfen KANN die Symptome lindern, sogar zum Verschwinden bringen, sofern sie ernährungsbedingt sind – aber heilen kann BARF alleine nicht.
Generell kann man durchaus sagen, dass eine Umstellung auf BARF durchaus dazu beitragen kann, die Gesundheit von Hunden und Katzen zu verbessern.
Die Voraussetzung dafür ist aber, dass man es RICHTIG macht. Barfen ist nicht einfach nur Fleisch und Flocken in den Napf werfen. Umgekehrt ist es auch nicht so, dass man sich zwingend einen grammgenauen Futterplan errechnen lassen muss – das funktioniert bei BARF sowieso nicht, denn die Bedarfswerte sind auf industrielle Nahrung bezogen und nicht auf das Verfüttern von frischen, unbehandelten, natürlichen Lebensmitteln. Man sollte sich aber unbedingt einige Grundkenntnisse aneignen, vor allem darüber, welche Nährstoffe in welchen Futterbestandteilen stecken.
Es GIBT aber auch durchaus Hunde oder Katzen, bei denen die Umstellung auf BARF nicht das Mittel der Wahl ist.
BARF ist allerdings keine Garantie dafür, dass ein Hund z.B. keine Probleme mit seinen Knochen oder eine Katze keine Probleme mit ihren Nieren/Harnwegen hat oder bekommt. Manche Tiere sind trotz BARF die reinsten Flohtaxis oder Zeckenmagneten, andere wiederum nehmen trotz BARF jede Infektion mit, während wiederum andere trotz BARF Allergien entwickeln.
Genauso ist es durchaus möglich, dass Hunde oder Katzen, die von frühester Jugend, teilweise schon quasi von Geburt an gebarft werden, an den unterschiedlichsten Zipperlein erkranken.
BARFEN ist eine von vielen Möglichkeiten. Wir von der PfotenBar sind überzeugt, dass es ganz sicher eine der vernünftigsten und gesündesten Arten ist, Hund und Katze zu ernähren. In roher, unbehandelter Nahrung liegen alle Nährstoffe einfach in einer viel besseren Bioverfügbarkeit vor und sie ist nun mal – das sollte auch unstrittig sein – artgerechter.
Aber seien wir mal ehrlich – es ist nicht die einzige Möglichkeit, sein Tier zu füttern. Auch bedeutet es nicht, dass alle andere Formen der Fütterung, egal ob selbstgekocht mit Zusätzen oder sogar Fertigfutter, in jedem Fall und grundsätzlich quasi ein Tod auf Raten ist. Manchmal ist es einfach nicht möglich, zu barfen – ein Beispiel von vielen sind starke Allergiker, die nur Fleischsorten vertragen, von denen schon Muskelfleisch schwer zu bekommen ist, Innereien, Knochen oder Fett aber so gut wie unmöglich.
Dass der BARF-Trend mittlerweile so stark geworden ist, dass selbst die großen Ketten und Discounter auf diesen Zug aufgesprungen sind, hat einen großen Vorteil – die Futtermittelhersteller haben sich teilweise angepasst.
So ist das Angebot an hochwertigen Futtersorten, getreidefrei, teilweise nur mit einer Fleischsorte, ohne künstliche Konservierungsmittel und schädliche Stoffe, größer denn je.
Wer also nicht barfen kann oder will – egal, aus welchem Grund – hat glücklicherweise heute die Möglichkeit, seinen Hund oder seine Katze dennoch vernünftig zu ernähren.
Es gibt auch die Möglichkeit des „Teilbarfens“ – dabei wird teilweise gebarft, teilweise aber auch Fertigfutter oder Gekochtes verfüttert. Eine andere Alternative, die gerade für Katzen recht verbreitet ist, ist auch das Barfen mit Komplettsupplementen, sofern sie vertragen werden. Hier gibt man dann nur Fleisch und ergänzt evtl. zusätzliches Fett, alle anderen Nährstoffe sind in einem Pulver, das man zum Fleisch gibt, enthalten.
Egal, ob BARF oder nicht BARF – es kommt auf das Individuum an. Es muss sich kein Tierbesitzer schlecht fühlen, wenn er oder sie NICHT barft – egal, aus welchen Gründen.
Es lösen sich nicht sämtliche vorhandenen gesundheitlichen Probleme mit der Umstellung auf Barf immer, sofort und nachhaltig in Luft auf!
Auch wenn wir in der PfotenBar nach wie vor BARF für die beste Art, Hund und Katze zu füttern, halten, wissen wir, dass es nicht immer umsetzbar ist, zu barfen.
Da unser kleinstes vierbeiniges Team-Mitglied, auch bekannt als „Frau Fußhupe“ (unser Covergirl), reines Barfen nicht verträgt, wissen wir, wovon wir reden – und beraten Sie gerne individuell zu ihrem Hund oder Katze.
Denn „vernünftig füttern“ bedeutet, auf die Bedürfnisse des individuellen Tiers – und seines Besitzers – einzugehen. Egal, wie die Lösung aussieht – sie muss einfach passen, für Tier UND Mensch.
Foto: Rita (Frau Fusshupe), © Antje Hachmann