Blut oder Salz? Die Gretchenfrage bei BARF
Immer wieder stoßen wir von der PfotenBar auf den Rat, beim BARFen dem Futter etwas Salz zuzufügen – manchmal einfach unjodiertes Salz, häufig aber Meersalz.
Fragt man nach, ist die Begründung häufig, dass Salz das fehlende Blut ersetzen soll.
Ist das wirklich so?
Schauen wir uns mal die Nährwerte von Meersalz (quelle: naehrwertrechner.de) mal genauer an.
1g Meersalz enthält demzufolge:
- 0,51 mg Calcium
- 600 mg Chlorid
- 0,56 mg Kalium
- 0,37 mg Magnesium
- 380 mg Natrium
- 0,01 mg Phosphor
- 0,20 mg Schwefel
- 0,03 mg Eisen
- 4,80 µg Fluor
- 20,00 µg Jod
- 1,40 µg Kupfer
Das war es.
Schauen wir uns dagegen die Nährwerte von Rinderblut (quelle: naehrwertrechner.de) an, finden wir folgende Angaben.
100g Blut enthält demzufolge:
- 6,00 mg Calcium
- 300 mg Chlorid
- 44,00 mg Kalium
- 5,00 mg Magnesium
- 330 mg Natrium
- 19,00 mg Phosphor
- 40,00 mg Schwefel
- 49,00 mg Eisen
- 70,00 µg Fluor
- 5,00 µg Jod
- 300 µg Kupfer
- 0,08 mg Mangan
- 0,20 mg Zink
Darüber hinaus auch ganz geringe Mengen an Vitamin A und tatsächlich nennenswerte Mengen an B-Vitaminen und Folsäure.
Wir haben hier übrigens deshalb 1g Salz mit 100g Blut verglichen, weil Blut zum größten Teil aus Flüssigkeit besteht – im Gegensatz zu Salz, das einen Feuchtigkeitsgehalt von unter 2% hat.
Wenn wir die Werte vergleichen, stellen wir fest, dass Salz allenfalls das Natrium und das Chlor im Blut ersetzen kann und 1g Salz mehr von diesen Mineralstoffen enthalten als 100g Blut.
Dafür enthält Salz aber wesentlich weniger Eisen, Kalium, Fluor und Kupfer als Blut.
Um hier ansatzweise Blut durch Salz ersetzen zu können, müssten wir derartig viel Salz füttern, dass vor allem Natrium und Chlorid hoffnungslos überdosiert wären.
Wir können also festhalten, dass Salz durchaus dazu geeignet ist, Chlorid und Natrium zu ergänzen. Aber ist das wirklich sinnvoll?
Laut „Klinische Diätetik der Kleintiere, Band 1“ beträgt der Bedarf an Natrium mindestens 4 mg Natrium pro KG Körpergewicht, die empfohlene Aufnahme von 25-50 mg je kg Körpergewicht liegt um ein vielfaches darüber und hat auch noch eine sehr große Spanne.
Schauen wir uns mal eine stark vereinfachte Barf-Ration eines Hundes mit 20kg Gewicht an.
400g Futter (2% des Körpergewichtes), bestehend aus 80g Gemüse, 32g fleischige Knochen, 48g Innereien (Leber, Niere, Milz, Herz), 50g Pansen und 190g Rinderkopffleisch, dazu gibt es 4 ml Öl (etwa ½ Teelöffel).
Außerdem bekommt dieser Hund in der Woche 4g Seealgenmehl.
Bei der Nährwertanalyse dieser Ration stellen wir fest, dass die Natriumzufuhr im Tagesdurchschnitt bei 326 mg liegt, Eisen landet mit 19,5 mg im Napf.
Der Erhaltungsbedarf laut NRC (National Research Council) bzw. Meyer/Zentek liegt für diesen Hund bei 248 mg Natrium und 10 mg Eisen – BEIDE Werte sind tatsächlich ohne zusätzliches Blut oder Salz bereits gedeckt!
Wie man mit diesem einfachen Rechenbeispiel sieht, ist es also nicht notwendig, zusätzliches Salz ins Futter zu geben, wenn man ausgewogen füttert.
Zusätzliches Salz kann helfen, den Wasserhaushalt im Körper zu regulieren, aber aufgrund des hohen Natriumgehaltes von Salz besteht schnell die Gefahr, Natrium zu überdosieren.
Symptome einer Überversorgung mit Natrium können unter anderem erhöhter Durst, Verstopfung oder Juckreiz sein – Symptome eines Mangels dagegen z.b. trockene Haut, Haarausfall, Erschöpfung.
Der Tipp, dem Futter gelegentlich mal eine Prise Salz bzw. Meersalz zuzufügen, ist grob gesagt veraltet. Mit Salz ersetzt man kein Blut, sondern man ergänzt mit Salz allenfalls Natrium und Chlorid – die sind zwar auch im Blut vorhanden, aber Blut bietet viel mehr als nur diese beiden Mineralstoffe. Salz ist, wie man an obigem Rechenbeispiel sieht, definitiv nicht notwendig.
Wer auf der sicheren Seite sein möchte, sollte eher zu Blut greifen – auf die oben gerechnete Ration wäre ein Zusatz
von ungefähr 5 ml Blut sinnvoll. Damit wird nicht nur – sehr, sehr moderat und in allerkleinsten Mengen –Natrium und Chlorid ergänzt, sondern auch Eisen, Kalium, Kupfer, B-Vitamine und sogar ein wenig Mangan und Zink.
Das gilt nicht nur für Hunde, sondern auch für Katzen.
Blut und Salz haben beide einen Vorteil – sie sind geschmacksintensivierend. Bei mäkeligen Hunden und auch Katzen kann es also durchaus von Vorteil sein, etwas Blut oder Salz dem Futter zuzufügen.
Fazit – Salz ist KEIN Ersatz für Blut. Sowohl Salz als auch Blut kann sinnvoll sein, ist beides aber nicht zwingend notwendig.
Ihr könnt beruhigt und unbesorgt völlig ohne Salz und ohne Blut oder Blutpulver barfen – das gilt auch für Katzen!
Salz sollte dazu extrem sparsam verwendet werden, denn aufgrund des extrem hohen Natriumgehaltes reichen schon wenige Gramm Salz in der Woche aus, um Natrium hoffnungslos überzudosieren.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Carnes Doggi.