Skip to main content

Die Krux mit dem richtigen Futter – ein Erfahrungsbericht

Bewerte diesen post

Lange Jahre habe ich in bestem Glauben, das Richtige für meine Tiere zu tun, ausschließlich Fertigfutter gefüttert – alles auf Anweisung des Tierarztes, des Züchters, Empfehlungen anderer Tierhalter.

Aber im Herbst 1999 bin ich aufgewacht. Mein inzwischen verstorbener Hund hatte eine Bandscheibenquetschung und zufällig tobten im Internet gerade erbitterte Diskussionen um Sinn und Unsinn von Fertigfutter und selbst zubereitetem Futter. Mit der Zeit wurde ich immer nachdenklicher: Konservierungsstoffe, unklare Inhaltsangaben, künstliche Vitamine – ob das alles wirklich so gut ist? Ich begann, mich zu informieren – und siehe da, mein Vertrauen in die Futterindustrie schwand mit jeder neuen Information.

Was ist im Fertigfutter drin?

Konservierungsstoffe wie BHT, BHA und Ethoxiquin, künstliche Vitamine wie K3, das in der menschlichen Ernährung schon lange verboten ist, Tiermehle, Tierbestandteile wie Fell, Klauen, Krallen, Schnäbel, alles verkocht und in appetitlich anzuschauende Bröckchen gepresst. Außerdem ist der durchschnittliche Fleischgehalt eines Fertigfutters für einen Fleischfresser, was der Hund in erster Linie immer noch ist, viel zu gering.

Dazu muß man sich mal den heutigen Gesundheitszustand unserer Tiere anschauen – Nahrungsmittelallergien, Juckreiz, Pankreasinsuffizienz, Störungen im Bewegungsapparat, Verdauungsbeschwerden, Fellprobleme, Zahnstein und Karies, mit zunehmenden Alter körperlicher Verfall, Körper- und Maulgeruch, stinkender Kot, häufiger Kotabsatz usw. Das kann nicht alles mit Überzüchtung und besseren Diagnosemöglichkeiten erklärt werden!

Langsam begann ich umzustellen – natürlich mit vielen Ängsten im Hinterkopf, schließlich befürchtete ich alle möglichen Krankheitserreger und Würmer. Ganz abgesehen davon, ich kann doch nie so gut den Nährstoffbedarf erfüllen wie die Industrie? Hm – die kennt meinen Hund aber auch nicht…. Meine (ebenfalls inzwischen verstorbene) Katze hatte schon ihr ganzes Leben Probleme mit dem Fell – Schuppen, Haarverlust, fettige Schwanzwurzel, verkrustete Haut – trotz gutem Fertigfutter. Kurz vor der Umstellung wurden die Probleme immer schlimmer, so das ich eigentlich schon spezielles Diätfutter kaufen wollte. Innerhalb von drei Wochen nach der Umstellung auf Rohfutter waren alle Fell- und Hautprobleme verschwunden!

Das hat mir wirklich Mut gemacht, hat mir gezeigt, das ich auf den richtigen Weg bin.

Der Erfolg zeigte sich bei meinem Hund langsamer als bei meiner Katze, aber dennoch war es ein verblüffendes Ergebnis. Das Fell fühlte sich wesentlich weicher an, die Kondition war besser, es gab seit der Umstellung keine Probleme mit Verdauungsproblemen mehr, wenn man von gelegentlicher Verstopfung durch Knochen mal absieht. Jaja – Anfängerfehler. Ich hätte mal daran denken sollen, das eine Bandscheibenquetschung nicht gerade zum Kotabsatz ermuntert. *seufz*

Mir ist es einfach wohler, wenn ich genau weiß, was im Napf landet – und der Zeitaufwand beträgt pro Tag maximal 5-10 Minuten.

Als ich anfing, gab es so gut wie keine Literatur zu dem Thema. Die ersten Bücher auf Deutsch, die das Thema behandelten, waren der Jahrtausendirrtum der Veterinärmedizin von Kammerer oder das Buch Hilfe, mein Hund ist unerziehbar von Vera Biber. Später kamen dann die Barf-Broschüren von Swanie Simon dazu, auch heute noch unverzichtbare Nachschlagewerke, klein und kompakt und dennoch voller Wissen.

 

Der verbreitete Glaube, Fleisch müsse gekocht werden, kann getrost vergessen werden – der Hund ist von seiner ganzen Biologie her auf das Fressen und Verdauen von rohem Fleisch ausgerichtet, seiner wesentlich konzentrierteren Magensäure können viele Bakterien wie Salmonellen oder Fäulnisbakterien nichts anhaben, außerdem ist der Darm eines Fleischfresser im Verhältnis zur Körperlänge recht kurz – Gärungs- oder Fäulnisprozesse so gut wie ausgeschlossen. Schließlich fressen Hunde, wenn sie Gelegenheit dazu haben, mit Vorliebe Aas und Kot von Pflanzenfressern und sie können dies sehr gut verdauen.

Es wird immer wieder ein Fastentag in der Woche empfohlen. Da ich auch eine Katze habe, mache ich das nicht, ich persönlich halte es auch nicht für notwendig. Hier kann man frei entscheiden, was der eigene Hund am Besten verträgt.

Auch wenn die beiden tierischen Wegbegleiter, die mich zum Barfen gebracht haben, inzwischen nicht mehr leben, beim Barfen bin ich geblieben. Ich habe es sogar gewagt, einen Schäferhund von Welpen an ausschließlich mit Barf aufzuziehen – mit bestem Erfolg.

Mit den Jahren bin ich auch immer entspannter geworden, was die Fütterung betrifft, wieder durch vierbeinige Lehrer. Denn unsere spanische Mixhündin mit unbekannter Vergangenheit verträgt kein rohes Fleisch pur – für sie muss es mit Dosenfutter gemischt werden. Und auch unser Kater, der von klein auf erhöhte Nierenwerte hatte, sich aber inzwischen mehr auf lustige Leber- und Bauchspeicheldrüsenwerte verlegt hat, bekommt eine Mischkost aus Barf und Nassfutter.

Mittlerweile sehe ich Barfen zwar als artgerechteste und gesündeste, aber nicht als einzig vernünftige Möglichkeit an, einen Hund oder eine Katze artgerecht zu ernähren – denn es GIBT Hunde und Katzen, die Barf entweder ablehnen oder schlicht und ergreifend wirklich nicht vertragen.

Ich erlebe immer wieder, dass gerade „Neubarfer“ davon überzeugt sind, dass jeder Hund und jede Katze Barf verträgt. Leider ist das nicht so – das liegt aber nicht daran, dass die Rohfütterung an sich nicht gut ist, es ist halt nur für dieses individuelle Tier nicht der richtige Weg. Davon abgesehen gibt es auch viele Tierbesitzer, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht barfen wollen oder können – aber ihre Tiere dennoch möglichst gesund ernähren wollen.

Glücklicherweise hat die Industrie erkannt, dass Tierbesitzer immer kritischer werden und bietet mittlerweile einige Auswahl an qualitativ akzetablen Fertigfutter nass und trocken an. In den letzten 30 Jahren hat sich wirklich einiges getan und es bleibt zu hoffen, dass der Wandel weiter geht.

Wir Hunde- und Katzenbesitzer sind dabei gefragt. Je kritischer wir fragen, je bewußter und aufgeklärter wir einkaufen, umso mehr wird sich ändern – zum Wohle unserer Vierbeiner.