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katzenbarf

Katzen barfen leicht gemacht

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Die Rohfütterung von Hunden, auch „barfen“ genannt, ist ja mehr oder weniger in aller Munde – fast jeder Hundebesitzer hat es zumindest schon mal gehört, zahllose Bücher überschwemmen förmlich den Markt, auch im Internet gibt es zahlreiche Gruppen und Seiten, die sich damit befassen und auch Fertigbarf ist mittlerweile in vielen, vielen Varianten erhältlich.

Aber was ist mit den Katzen? Sie werden teilweise doch ein wenig stiefmütterlich behandelt – es gibt einige wenige Internetseiten und einige wenige Bücher zu diesem Thema, aber hier scheiden sich die Geister. Katzen barfen scheint kompliziert und aufwendig, ohne zig Pülverchen und riesigen Aufwand scheint es nicht zu gehen…oder?

Doch, es geht – sogar recht einfach.

Schauen wir uns zuerst einmal an, wie ein Beutetier zusammengesetzt ist. Man kommt auf durchschnittliche Werte von etwa 7-8% reinem Knochen, um die 15% Innereien, 5-25% Rohfaser (Mageninhalt, Fell, Krallen, Schnäbel) und insgesamt liegt der Fettgehalt zwischen 7 und  unglaublichen 25%.

Das ist, egal ob für Hunde oder Katzen, die Ausgangsbasis. Hunde und Katzen haben teilweise Überschneidungen, was die natürlichen Beutetiere angeht – Mäuse, junge Kaninchen, Vögel etc. ändern nicht ihre Zusammensetzung, je nachdem, von wem sie gefressen werden.

Nun gibt es bei den Katzen einige Besonderheiten – so fressen sie wesentlich weniger Rohfaser als Hunde, vor allem pflanzliche Rohfaser können Katzen gar nicht richtig verdauen. Außerdem haben Katzen einen höheren Bedarf an Vitamin A(vor allem in Leber und Eigelb enthalten) und sie benötigen zwingend notwendig Taurin – ein Produkt zweier Aminosäuren (Protein), die Katzen nicht selber herstellen können. Bei einem Mangel drohen auf Dauer Schäden, vor allem an den Augen und am Herz, aber auch im gesamten Organismus.

Die Natur ist da natürlich recht geschickt – Katzen fressen in freier Natur und auch als Freigänger vor allem kleine Nagetiere – Mäuse, manchmal auch Ratten oder junge Kaninchen, gelegentlich ergänzt durch junge Vögel oder Eier. Interessanterweise haben Mäuse einen sehr hohen Tauringehalt, deutlich höher als so ziemlich jedes andere Tier – so passt zusammen, was zusammengehört.

Für Katzenbarf verwendet man genauso wie bei Hundebarf aber vor allem Fleisch von anderen Tieren – Rind, Geflügel, Kaninchen, Lamm, Pferd, Fisch.

Diese Tiere enthalten nie so viel Taurin wie Mäuse, lediglich besonders stark arbeitende Muskulatur, wie Rinderzunge, Putenunterschenkelfleisch, Herz, einige Muscheln und Tintenfisch, haben einen ähnlich hohen Gehalt. Auch Herz, Lunge, Gehirn und Augenmuskulatur enthalten viel Taurin.

Jetzt kann man Katzen nicht nur damit ernähren, das wäre etwas einseitig, weil andere wichtige Bestandteile und Nährstoffe fehlen – also ist die Lösung, Taurin zuzusetzen.

Hierfür rechnet man pauschal etwa 1g Taurin auf 1 kg Futter – so beugt man einem Mangel vor. Interessant ist, dass ein Überschuss an Taurin ohne Probleme ausgeschieden wird.

Es gibt Rezepte, die auf zugesetztes Taurin verzichten wollen. Meistens wird das erreicht, indem relativ viel Herz verfüttert wird. Herz ist zwar ein Muskel, wird beim Barfen nach Beutetierschema allerdings zu den Innereien gezählt – nicht wegen des erhöhten Gehalts an Nährstoffen, sondern weil Herz mit den Innereien einen erhöhten Gehalt an Purinen und Phosphor gemeinsam hat.

Zuviel davon kann die Nieren belasten und auch zu weichem Kot führen. Auf Dauer werden viele Katzen auch des Futters überdrüssig, wenn ständig viel Herz enthalten ist und verweigern ihr Barf irgendwann.

Knochen, die von Katzen nicht nur angenommen, sondern auch gefressen und verdaut werden können, sind vor allem Hühnerflügel, Hühnerrücken und Hühnerhälse, aber auch Kaninchenkarkassen  – alles andere, was man so an Knochen bekommen kann, ist meist zu hart oder zu groß. Eine Alternative hierzu, um den Kalziumbedarf zu decken, wären gewolfte Knochen (von jeder Tierart), Knochenmehl oder gemahlene Eierschale. Zu beachten ist, dass Hühner meistens sehr jung geschlachtet werden und Hühnerknochen daher nicht so viel Calcium enthalten wie die meisten anderen Knochen.

Innereien sind meist ein zwiespältiges Thema – Milz, Lunge und Herz wird von den meisten Katzen gerne gefressen, aber bei der Leber und der Niere gibt es unter Samtpfoten genau wie bei Hunden Exemplare, die Leber bzw. Niere im Napf einfach für absolut unzumutbar halten.

Da hilft nur, in kleinsten Mengen langsam steigernd unterzumischen – oder vielleicht auch einfach Leber einer anderen Tierart ausprobieren.

Bis hierhin ist es also recht einfach – durchwachsenes Muskelfleisch, Innereien, Knochen und Taurin dürften also das kleinste Problem sein. Das Thema Rohfaser ist da schon ein wenig differenzierter.

Katzen selbst benötigen gar nichts Pflanzliches – ihre Darmflora benötigt aber tatsächlich einen geringen Anteil an Rohfaser, davon ernähren sich die „guten“ Darmbakterien, was unterm Strich für einen gesunden Darm, eine gesunde Verdauung und damit für eine gesunde Katze sorgt.

Die einfachste Variante wäre das tägliche Eintagsküken –dann hat man nicht nur mit dem Flauschfedern, Schnabel und Füßen die notwendige Rohfaser,  sondern es ist insgesamt eine ganz gute Mahlzeit mit Innereien, Dottersack, Fleisch und Knochen.

Dagegen spricht aber zum einen, dass es doch ein wenig Überwindung kostet, so ein ganzes Flauschtier zu verfüttern – von der Sauerei mal abgesehen – zum anderen, dass viele Katzen dann gerne zu Kükenjunkies werden und jedes andere Futter außer Eintagsküken verweigern.

In Deutschland braucht es seit einiger Zeit eine besondere Genehmigung, um Eintagsküken kaufen und verfüttern zu können. Deshalb empfehlen wir diese Variante sowohl aus rechtlichen als auch aus Tierschutzgründen nicht.

Es gibt genug andere Möglichkeiten für eine Versorgung mit Rohfasern:

  • Ein geringer Anteil an fein gewolftem Gemüse
  • Eingeweichte Flohsamenschalen, gemahlen oder auch ganz
  • Für manche Katzen sind getrocknete Kaninchenohren mit Fell ein absoluter Hit und toller Kausnack

 

Kommen wir nun zu den Ergänzungsfuttermitteln – den Supplementen oder Pülverchen. So viel davon braucht man gar nicht, es ist im Prinzip sogar recht einfach:

  1. Taurin – sollte immer im Haus sein
  2. Seealgenmehl – enthält vor allem Jod (bei ganzen Beutetieren wird dafür die Schilddrüse mitgefressen)
  3. Bierhefe – Ergänzung von B-Vitaminen, falls gewünscht oder nötig
  4. Dorschlebertran – falls kein Fisch gefressen wird als Lieferant für Vitamin D
  5. Lachsöl, Fischöl oder Krillöl– zum Ausgleich der Omega-3-Fettsäuren

 

Auf dem Markt sind auch viele Mehrfach-Ergänzungen erhältlich – beispielsweise Felini Complete (dem auch Vitamin A, D und E zugesetzt sind, also nicht geeignet, wenn Leber, Eigelb oder Küken gefressen werden), Barfers Best for Cats (Calziumcitrat, Bierhefe, Seealgenmehl, Taurin), Micro Mineral (Algenkalk, Bierhefe, Seealgen – Taurin fehlt noch), Easy Barf (in verschiedenen Varianten, diese unterscheiden sich in den jeweils zugesetzten Vitaminen und im Kalziumgehalt) und TC Premix, ebenfalls in verschiedenen Varianten.

Diese Mehrfach-Ergänzungen sind recht praktisch, man sollte aber genau schauen, was davon für die eigene Samtpfote passend ist.

Noch ein Wort zum Lachsöl – bei so ziemlich jedem Fleisch, außer Wild und Fisch, stimmt das Verhältnis von Omega-Fettsäuren nicht mehr. Der Grund liegt vor allem in der Ernährung – die meisten Tiere werden gemästet, bekommen also Getreide zu fressen. Auch der Streß bei der Schlachtung kann dazu beitragen. Fleisch aus reiner Weidehaltung, wie z.b. Lamm, Wild, Ziege, aber auch Pferd ist nicht betroffen. Lachsöl ist, wie auch Krillöl, sehr reich an Omega-3-Fettsäuren – da es tierischen Ursprungs ist, kann es von der Katze sehr gut verwertet werden und sollte daher regelmäßig ergänzt werden.

Grundrezept für eine ausgewachsene, gesunde Katze (auf 1 kg Futter):

50g Rohfaser (Gemüse, Flohsamenschalen etc.) – liefern Rohfaser

150g Innereien (davon 50g Leber, je 25g Herz, Niere, Lunge, Milz) – liefern Vitamin A, B-Vitamine, alle Spurenelemente

150g fleischige Knochen (z.b. Hühnerhälse, Hühnerflügel, Kaninchenkarkassen, auch gewolft) – liefern Calcium, Phosphor, Magnesium usw.

650g Muskelfleisch mit insgesamt ca. 10% Fett (oder 600g Muskelfleisch, 50g Lachs, Sprotten oder Hering)  (Fisch liefert Vitamin D)

1g Taurin

1g Seealgenmehl (bei einem Jodgehalt von 500 mg/kg)

2-3g Fischöl (Lachsöl, Krillöl)

 

Optional etwas Blut (kein Muss)

Optional:

Wenn kein Fisch gefüttert wird, bitte 2g Dorschlebertran zufügen, wenn Knochen nur vom Huhn genutzt werden, evtl. auch noch etwa 0,5g Eierschale zufügen.

 

Mit diesem Grundrezept hat man schon einen recht guten „Bauplan“ – er kann natürlich entsprechend verändert/ergänzt werden, denn jede Katze ist anders. Besonders bei Erkrankungen muss man dieses „Schema F“ natürlich entsprechend anpassen!

Übrigens: Erstaunlich viele Katzen mögen tatsächlich Pansen. Wer die Möglichkeit hat, eine kleine Menge grünen Pansen zum Testen zu bekommen, sollte diesen mal versuchsweise seinen Samtpfoten anbieten.

Empfehlenswert ist immer, sich mit den Nährwerten der einzelnen Lebensmittel näher zu befassen und man sollte sich auch darüber informieren, welche Nährstoffe Katzen in welcher Menge benötigen, bevor man mit dem Barfen loslegt. Schnell wird man aber feststellen, wenn man sich an das obige Schema hält, dass man alle Nährstoffe in der richtigen Menge und in der bestmöglichen Bioverfügbarkeit füttert.

Katzen, die bisher nur Fertigfutter gefressen haben – insbesondere Trockenfutterjunkies – sind oft nur sehr schwer an das neue Futter zu gewöhnen. Hier ist es sehr hilfreich, das Fleisch wirklich nur in mikroskopisch kleinen Mengen unter das bisher bevorzugte Futter zu mischen. Man kann das Futter auch anwärmen oder „zufällig“ vom Tisch fallen lassen – Tricks gibt es viele.

Für den Anfang reicht es auch, wenn man nur ein bisschen Fleisch untermischt. Bis zu 20% der Gesamtfuttermenge des Fertigfutters kann in der Umstellungsphase (also bis zu 8 Wochen) durch Fleisch ersetzt werden, ohne dass man sich Gedanken um die richtige Zusammensetzung, Taurin, Vitamine oder Mineralstoffe machen muss.

Die herkömmlichen, handelsüblichen Fertigfutter sind meist sehr großzügig mit Vitaminen und Mineralstoffen ergänzt, so dass es unterm Strich, auch wenn es nicht perfekt ausgewogen ist, dennoch einigermaßen passt.

Wie man sieht, ist Katzen barfen im Prinzip nicht schwieriger als Hunde barfen – wenn man einige Kleinigkeiten beachtet. Natürlich kann man, genau wie bei Hunden, alles bis aufs Gramm genau ausrechnen – manchmal ist es hilfreich, um sich selber davon zu überzeugen, dass wirklich alles an Nährstoffen, welche die Katze benötigt, im Futter enthalten ist. Es ist aber nicht unbedingt notwendig.

Bei chronisch kranken Patienten, äußerst wählerischen Samtpfoten, die nur ausgesuchte Fleischsorten fressen, bei heranwachsenden Katzen und bei Senioren ist es aber in jedem Fall hilfreich, gelegentlich mal nachzurechnen und die Fütterung zu überprüfen.

Im Prinzip ist Katzen barfen, richtig gemacht, aber vor allem eines – gesund!