Ausschlussdiät – wie geht das eigentlich?
Wenn es juckt und zwickt, die Ohren oder Augen ständig entzündet sind, die Haut rot und gereizt ist, es immer wieder zu Hotspots kommt oder die Verdauung ständig Probleme bereitet….
Früher oder später, wenn andere Ursachen, wie z.b. eine Infektion oder Parasiten, ausgeschlossen wurden, kommt dann der Verdacht auf eine Allergie oder Unverträglichkeit auf.
Häufig ist das Futter im Verdacht und es wird zu einer Ausschlussdiät geraten. Dafür wird oft ein spezielles, hypoallergenes Futter empfohlen – das kann funktionieren oder auch nicht.
Gerade wenn eine Unverträglichkeit oder Allergie vermutet wird, sollte man eine ganz korrekte Ausschlussdiät durchführen – das ist aufwendig und oft ein langer Weg über Monate, aber es lohnt sich.
Aber was ist eine Ausschlussdiät eigentlich und wie wird sie richtig durchgeführt?
Zunächst einmal – eine gute Ausschlussdiät bedeutet, weglassen – und zwar ALLES, was Hund oder Katze bisher bekommen haben.
Das heißt, wirklich alles!
- Kein Trockenfutter, keine Kauartikel, keine getrockneten Snacks oder Leckerchen, denn es könnte auch eine Unverträglichkeit auf Futtermilben vorliegen (es wird auf den Kot der Milben reagiert)
- Alles, was bisher an Tierarten verfüttert wurde (häufig Rind und/oder Geflügel), ist tabu.
- Kein Nassfutter aus Dose oder in Wurstform, denn auch auf Bindemittel oder Mineralstoffmischungen kann reagiert werden
- keine Öle, Kräuter, kein Ei, kein Seealgenmehl, nichts an Zusätzen, kein Käse, kein Leberwurstbrot, kein Ei
Eine korrekte Ausschlussdiät startet standardmäßig mit:
Nur Muskelfleisch einer Tierart, die ihr noch nie verfüttert habt – z.b. Pferd, Kaninchen, Känguru
EINE pflanzliche Komponente, die ihr auch noch nie verfüttert habt – z.b. Süßkartoffel, Kürbis, Pastinake, Reis, Topinambur usw.
Sonst nichts. Gar nichts. Nada. Niente. Einzige Ausnahme sind notwendige, durch den Tierarzt verordnete Medikamente.
Ob die gewählten Zutaten roh oder gekocht verfüttert werden, ist völlig egal. Wurde bisher Trockenfutter oder Nassfutter gegeben, ist es sicherlich von Vorteil, das Fleisch (und die pflanzliche Komponente) zunächst zu kochen.
Wichtig ist nur, dass von einem Tag auf den anderen umgestellt wird, also nicht mit dem bisherigen Futter mischen. Das kann natürlich leider auch erstmal zu Verdauungsproblemen führen, ist aber alternativlos.
Die ersten Tage gibt es nichts dazu – gar nichts. Natürlich fehlen dann wichtige Nährstoffe, aber das ist nicht so dramatisch – über ein paar Tage oder Wochen ist das absolut in Ordnung, eine Schonkost ist ja auch nicht ausgewogen.
Bitte ein paar Tage Geduld, häufig gibt es am Anfang Verdauungsschwierigkeiten oder das neue Futter wird abgelehnt. Das sollte sich aber schnell einpendeln.
Nur wenn es gar nicht funktioniert, solltet etwas geändert werden – dann sollte eine andere Tierart oder eine andere pflanzliche Komponente versucht werden.
Wird das neue Futter angenommen und vertragen, sollten die Symptome allmählich verschwinden. Erste Besserung bemerkt man häufig schon nach wenigen Tagen. Dann ist man auf dem richtigen Weg und kann nun langsam(!) anfangen, das Futter um fehlende Nährstofflieferanten zu ergänzen.
- Calcium: Knochenmus oder gewolfte Knochen der gewählten Tierart – falls nicht verfügbar, bitte Calciumcarbonat oder -Citrat wählen. Auf keinen Fall Knochenmehl (Stichwort Futtermilben), auch keine Eierschale oder Algenkalk.
- Innereien: Diese liefern wichtige Nährstoffe, wie B-Vitamine, Vitamin A, Spurenelemente. Falls nicht verfügbar von der gewählten Tierart, müsst ihr auf ein hypoallergenes Komplettsupplement ausweichen, ideal ist das allerdings nicht.
- Fett – wenn ihr die Ausschlussdiät mit von Natur aus sehr magerem Fleisch angefangen habt wie Pferd, Kaninchen oder Hirsch, ergänzt schrittweise etwas Fett von der gewählten Tierart. Sollte das nicht gehen, wäre Kokosöl eine Alternative.
- Zu guter Letzt sollten Vitamin D, Vitamin E und Jod noch ergänzt werden. Hier sollte man anfangs vorsichtshalber auf Tropfen zurückgreifen – die Dosis kann ausgerechnet werden.
Bitte alles schrittweise, nach und nach einführen. Immer, wenn etwas Neues dazu gekommen ist, ein paar Tage abwarten, ob das gut vertragen wird, bevor wiederum eine neue Komponente/Veränderung dazu kommt.
Sind alle Punkte „abgearbeitet“, sind die Mahlzeiten ausgewogen und alle wichtigen Nährstoffe sollten nun vorhanden sein. Theoretisch könnte man so bis in alle Ewigkeit weiter füttern – oder man macht sich auf die weitere Reise und testet weitere Futtermittel.
Nach und nach kann getestet werden:
- Weitere Gemüsesorten
- Fleisch, Innereien oder Knochen von anderen Tieren
- Kauartikel und getrocknete Snacks? Bitte bei der gewählten Tierart bleiben!
- Wenn eine Rückkehr zu Fertigfutter gewünscht ist – funktioniert die gewählte Tierart auch als Nassfutter oder sogar Trockenfutter?
- Wenn es bei BARF bzw. Kochen bleiben soll – können Zusätze, wie z.b. Jodtropfen oder Vitamin D Tropfen, auch durch natürliche Lieferanten (Seealgenmehl, Dorschlebertran) ersetzt werden?
Bitte bei der Einführung neuer Komponenten sehr behutsam sein und darauf achten, ob sich wieder Verschlechterung einstellt. Wenn ja, den neuen Bestandteil sofort weglassen. Wenn nein – schön, damit kann der Speiseplan erweitert werden, also mehr Auswahl.
Es kann unter Umständen Monate dauern, bis sicher ist, was vertragen wird und was nicht. Es ist auch gut möglich, dass eine Ausschlussdiät überhaupt nichts bewirkt, weil der Auslöser für die Beschwerden ganz woanders liegt. So frustrierend das auch sein mag – auch dann ist eine Ausschlussdiät nicht vergebens, denn so kann man mit Gewissheit sagen, am Futter liegt es nicht.
Eine Allergie bzw. Unverträglichkeit auf Milben (Hausstaub- oder Futtermilben) oder auf Gräser/Pollen ist genauso möglich wie auf Duftstoffe (Waschmittel!), Tierhaare (Lammfell, Lederhalsbänder) oder diverse Chemikalien, wie Lösungsmittel – dann bitte auch daran denken, dass nicht nur Kunststoff-Näpfe oder Napfunterlagen, sondern auch z.b. neue Möbel belastet sein können.
Allergien können sowohl angeboren sein als auch in jedem Alter erstmals auftreten.
Leider kommt eine Unverträglichkeit/Allergie auch selten alleine. Sofern ein Hund oder eine Katze Allergien/Unverträglichkeiten hat oder entwickelt, sollte man grundsätzlich sehr achtsam sein und die „Belastung“ generell möglichst gering halten. Das funktioniert tatsächlich am ehesten über BARF oder selbstgekochtes Futter, denn damit kann man die Rationen individuell und passgenau zusammenstellen.