Skip to main content

Eine Ode an Taurin

4.5/5 - (2 votes)

Katzenbesitzer wissen, wie wichtig es ist, dass Katzen über die Nahrung Taurin bekommen, weshalb es industriell hergestelltem Katzenfutter zugesetzt wird.

Was aber kaum einer weiß – alle Tiere, auch der Mensch, benötigen und enthalten Taurin im Körper.

Viele Lebewesen, darunter Menschen und Hunde, stellen Taurin selber im Körper her, eine Zufuhr über die Ernährung ist bei erwachsenen Individuen daher in der Regel nicht nötig. Andere Lebewesen, wie Katzen und Frettchen, benötigen Taurin dagegen essentiell über die Nahrung.

Was ist Taurin überhaupt und was macht es im Körper?

Taurin ist keine eigenständige Aminosäure, sondern ein Abbauprodukt aus Cystein, das sowohl in Keratin (Federn, Haaren) vorkommt als auch im Körper aus Methionin (einer essentiellen Aminosäure) gebildet wird.

Die genaue Funktion von Taurin ist noch ungeklärt, obwohl so viel davon im Körper enthalten ist – es gibt ständig neue Erkenntnisse.

Zu den bisher gesicherten Aufgaben von Taurin im Stoffwechsel gehören die Bildung von Gallensäurekonjugaten (Fettverdauung), die Beeinflussung der Signalübertragung in den Zellen, die Entwicklung des Zentralnervensystems und der Herzfunktion. Taurin spielt auch bei der Verwertung von Calcium im Körper eine Rolle und wirkt dabei im Nervensystem als Neuromodulator, ist also für die normale Funktion des Gehirns unverzichtbar.

Taurin ist auch ein starkes Oxidans und kann vor oxidativen Schäden und Entzündungsprozessen schützen. Damit sorgt es in der Netzhaut im Auge für Membranstabilität und Funktion der Sehzellen. Es gibt auch Hinweise, wonach Taurin den Blutzuckerspiegel, Cholesterin und zu hohen Blutdruck senkt.

Bei allen Spezies konnte nachgewiesen werden, dass der Tauringehalt im Körper abnimmt, je älter ein Lebewesen wird – und jetzt wird es interessant:

Bei Mäusen konnte nachgewiesen werden, dass eine zusätzliche Taurinzufuhr die Lebenserwartung um 18-25% verlängert. Altersbedingte funktionelle Erkrankungen von Organen, des Immunsystems, des Gehirns, des Darms und der Knochen wurden bei Mäusen und bei Affen durch die Zufuhr von Taurin reduziert, sogar teilweise revidiert.

Klingt fast, als wäre Taurin ein Wundermittel, nicht wahr?

Taurin wird auf jeden Fall in der Ernährung von Hunden ziemlich unterschätzt. Die vor einigen Jahren bekannt gewordene Studie, dass Hunde, die mit getreidefreien Fertigfutter ernährt wurden, eine DCM (eine Herzerkrankung) entwickelt haben, die durch Ernährungsumstellung aber „geheilt“ werden konnte, ist vielleicht einigen Hundebesitzern bekannt.

Mittlerweile weiß man, dass nicht die Abwesenheit von Getreide, sondern die ersatzweise Verwendung von größeren Mengen Hülsenfrüchten in getreidefreiem Futter das Problem ist – Hülsenfrüchte scheinen die Taurinsynthese bei  Hunden zu hemmen.

Taurin ist hitzeempfindlich und bindet sich an Sauerstoff. In allen Lebensmitteln tierischer Herkunft, also auch rohem Fleisch, Innereien und Knochen ist Taurin enthalten, der Gehalt nimmt aber durch Erhitzen und Sauerstoffkontakt ab. Übrigens enthält sogar menschliche Muttermilch Taurin…😉

In industriell hergestelltem Hundefutter wird Taurin bisher nicht oder nur von einigen Herstellern zugesetzt. Wir finden das sehr schade, denn wir wissen aus eigener Erfahrung und denen unserer Kunden, dass die positiven Wirkungen, wenn Hunde Taurin über die Ernährung aufnehmen, sehr erstaunlich sind.

Wir empfehlen Taurin häufig zusätzlich zum Futter vor allem bei älteren Hunden, bei chronisch kranken Hunden (vor allem Allergikern und bei Erkrankungen des Verdauungstraktes), bei Funktionsstörungen des Nervensystems, bei Erkrankungen des Herzens und des Bewegungsapparates. Dies gilt vor allem, wenn Hunde Fertigfutter (trocken oder nass) ohne Taurinzusatz erhalten oder bekocht werden.

Taurin kann den Muskelabbau verhindern, das Herz und die Augen kräftigen, entzündliche Prozesse mildern, den Calciumstoffwechsel beeinflussen, die Funktion von vielen Organen, unter anderem der Bauchspeicheldrüse, der Nieren und der Leber, verbessern. Verdauungsprobleme werden häufig gemildert und der Bewegungsablauf wird flüssiger. Auch bei alten Hunden, die schon erste Anzeichen von Verwirrung oder Demenz zeigen oder deren Stubenreinheit etwas nachlässt, kann Taurin deutliche Verbesserung zeigen, ja sogar manchmal das gefürchtete Vestibularsyndrom verhindern oder deutlich abmildern. Auch bei Epilepsie oder Autoimmunerkrankungen kann Taurin stabilisierend wirken. Taurin soll aufgrund seiner Wirkungsweise auf das Nervensystem auch angstlösend wirken.

In der natürlichen Ernährung von Hunden ist Taurin ein natürlicher Bestandteil und es wird zusätzlich vom Hund selbst synthetisiert. BARF baut die natürliche Ernährung nach und enthält damit ebenfalls bereits Taurin. Aber auch hier kann eine moderate zusätzliche Ergänzung (etwa 1g auf 1 kg Futter) hilfreich sein.

Taurin ist aber dennoch kein Wundermittel.

Die zusätzliche Gabe von Taurin verhindert lediglich den altersbedingten Abbau des Tauringehaltes im Körper und hilft, wenn aus irgendeinem Grund im Körper des Hundes die Taurinsynthese nicht mehr richtig funktioniert.

Eventuell ist dieser Umstand auch mit ein Grund dafür, dass Hunde, die mit selbst zusammengestellten Rationen (home made Food) ernährt werden, durchschnittlich bis zu 3 Jahre länger leben als Hunde, die ausschließlich Fertigfutter bekommen? (Lippert/Saby, 2003)

Bisher konnte auch keine Toxizität von Taurin festgestellt werden. Ein eventueller Überschuss wird vom Körper ausgeschieden.

 

Fazit – wer sich mit Taurin einmal näher beschäftigt, wird in unser Loblied auf das Taurin mit einstimmen.

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Simone Wurth, Lillys Bar

 

 

Quellen (auszugsweise)

https://www.ukrmb.co.uk/images/LippertSapyFullReport.pdf

https://www.netdoktor.de/medikamente/taurin/

https://link.springer.com/article/10.1023/A:1014890219513

https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/1123

https://link.springer.com/article/10.1007/s00421-002-0679-0

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/143766/Taurin-verlaengert-im-Tierversuch-Lebensspanne-und-verzoegert-Alterung

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780123750839000118?via%3Dihub

https://www.nature.com/articles/s41430-021-01010-4

https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/taurin-100.html

https://www.science.org/doi/10.1126/science.abn9257

https://www.medikamente-per-klick.de/apotheke/ernaehrungslexikon/taurin/

https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/research-in-context/details/news/taurin-als-pille-fuer-langlebigkeit/

https://www.deisterapotheke.de/gesundheitsbibliothek/index/taurin/