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Kleiner BARF-Grundkurs – Teil 2 – Knochen und Knorpel

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BARF ist ein immer größeres Thema – fast jeder Hunde- oder Katzenbesitzer hat schon davon gehört oder darüber gelesen.

Allerdings stellen wir von der PfotenBar immer wieder fest, dass häufig Unsicherheit über die einzelnen Bestandteile beim BARFen herrscht. In Teil 1 unseres kleinen Grundkurses haben wir daher erklärt, warum Innereien beim BARFen so wichtig sind –heute geht es um Knochen und Knorpel.

Schaut man sich eine ganze Kuh, ein ganzes Kaninchen, ein ganzes Huhn an, stellt man fest, dass es aus Muskeln, Organen, Drüsen, Haut und Knochen besteht – grob gesehen.

Knochen und Knorpel sind sozusagen die tragenden Säulen eines Lebewesens – ein Wunderwerk der Natur. Knochen sind winzig klein und filigran, groß und massiv, kleine Rädchen im Getriebe oder Schutz von Organen – und sie alle werden aus Bestandteilen der Nahrung gebildet.

Pflanzenfresser ziehen Calcium, den elementarsten Mineralstoff, aus dem Knochen, Knorpel und Zähne gebildet werden, aus ihrer Ernährung, nämlich Gras, Kräutern, Blumen, Beeren, Körnern, Nüssen, Samen, Rinde. Es ist erstaunlich, wie viel Calcium z.B. Sesam oder Gänseblümchen enthalten.

Die Pflanzen wiederum ziehen diese Mineralstoffe aus den Böden, auf denen sie wachsen – Beutegreifer, also Lebewesen, die sich von anderen Lebewesen ernähren, nutzen das Calcium, das Pflanzenfresser in ihren Körpern (hier vor allem in den Knochen) gelagert haben, als Lieferant für ihren eigenen Nährstoffbedarf.

Beim BARFen meint man, wenn man von Knochen spricht, immer fleischige Knochen – also nicht die reinen, blanken Knochen, sondern mit anliegendem Fleisch und Knorpel sowie dem Inhalt, nämlich dem Knochenmark.

Sie sind der Hauptlieferant von Calcium, enthalten aber auch Phosphor, Magnesium und einige weitere Mineralstoffe sowie Spurenelemente.

Der Calciumgehalt von fleischigen Knochen schwankt sehr stark – Hühnerhälse haben mit etwa 1.200 mg bis 1.500mg den geringsten Calciumgehalt, am anderen Ende der Skala stehen Rinder- und Pferdeknochen mit bis zu 4.000 mg Calcium (jeweils auf 100g berechnet!).

 

Knorpel sind überwiegend die weicheren Gelenkköpfe von tragenden Knochen junger Tiere, die Spitzen von Brustbein und Rippen, aber auch die Schulterplatten, der Kehlkopf und die Luftröhre. Knorpel ist überwiegend weicher und enthält weniger Calcium, ist dafür aber reich an natürlichen Kollagen.

Es gibt aber auch hier Unterschiede – Kehlkopf und Luftröhre enthalten sehr wenig Calcium, Gelenkköpfe, Brustbein- oder Rippenspitzen und Schulterblätter haben dagegen je nach Alter des Tieres, von dem sie stammen, sogar mehr Calcium als Hühnerhälse.

 

Knochen unterscheidet man zunächst einmal grundlegend aufgrund ihrer Funktion. Einfach zu merken – je älter das Tier ist, von dem die Knochen stammen und je massiver es ist (ein Rind ist größer und wiegt mehr als ein Kaninchen), desto härter sind die Knochen.

Geflügelknochen sind relativ dünn und auch hohl – beim Fliegen ist zu viel Gewicht und Masse ja eher hinderlich. Sie können recht gut verfüttert werden, auch an kleinere Hunde und Katzen.

 

Tragende Knochen, wie Beine von größeren Landbewohnern, sind aufgrund ihrer Aufgabe sehr massiv und hart – schließlich lastet das gesamte Gewicht auf ihnen.

Solche Knochen sollte man nicht füttern, denn zum einen sind sie, einfach aufgrund ihrer großen Dichte, sehr schwer verdaulich und zum anderen droht die Gefahr von Zahnschäden. Bei großen Schenkelknochen bitte nur die Gelenkköpfe abfressen lassen – ist nur noch das harte Mittelstück übrig, dieses bitte entsorgen.

 

Dies gilt übrigens auch für Putenschenkelknochen, da Puten meist auch recht groß und schwer werden und ihre Beinknochen daher wesentlich stabiler und größer sind als Beinknochen von kleinerem Geflügel. Bei Putenschenkeln ist das Splittern der hohlen Knochen auch durchaus gefährlich, da die Knochen von Puten eben härter sind und sich dadurch spitze und gefährliche Bruchkanten bilden können. Die Schenkelknochen von (jungen) Hühnern können dagegen unbedenklich gefüttert werden.

 

Markknochen, wie sie häufig im Supermarkt erhältlich sind, sind Scheiben von solchen tragenden Knochen – und sie sind noch aus einem dritten Grund gefährlich, denn beim Auslecken kann es schnell passieren, dass ein Hund sich den Knochenring über den Unterkiefer stülpt – eine teure, aufwendige Operation ist die Folge.

 

Rippenknochen sind relativ hart, aber dünn, so dass vor allem Hunde ab ca. Mittelgröße mit ihnen gut zurechtkommen. Rippenknochen von jungen Tieren, wie jungen Rindern/Kälbern und Lämmern, sind sehr weich und  häufig mit relativ viel Fett und Fleisch bedeckt, während z.b. Pferderippenknochen fast blank, also fast ohne Fleisch und Fett, zu bekommen sind.

 

Brustbeinknochen sind vorwiegend von jungen Tieren sehr beliebt und geradezu ideal als Knochen. Die Brustbeinspitzen sind sehr weich, hier endet quasi der Knochen in Knorpel. Mit Brustbeinknochen hat man geradezu eine ideale Kombination von Knochen als Calcium-Lieferant und Knorpel als Kollagen-Lieferanten.

 

Karkassen sind das Rückenstück überwiegend von Geflügel oder kleineren Tieren, wie z.b. Kaninchen. Karkassen beinhalten das Rückgrat, die Brustrippenknochen, Hüfte und evtl. Teile vom Hals. Karkassen sind relativ weich, so dass sie auch mit einem guten Messer, Beil oder Geflügelschere zerkleinert werden können, sie sind also ideal, um sie zerkleinert zu füttern und super für Katzen und kleine Hunde geeignet. Karkassen von Kaninchen enthalten sehr viel Calcium.

 

Hälse gibt es vorwiegend vom Geflügel – sie sind sehr beliebt, da an ihnen sehr viel Fleisch ist und sie werden häufig sehr gut vertragen, auch von Hunden, die von Knochen ansonsten sehr schnell Verstopfung bekommen. Hälse bestehen aus den Halswirbelknochen und viel Knorpel. Vor allem Hühnerhälse haben nicht sehr viel Calcium, dafür etwas mehr Phosphor, da Hühner recht jung geschlachtet werden und die Hälse sehr fleischig sind. Sie können ebenfalls sehr gut zerkleinert werden.

 

Schwänze, vom Rind, Ochsen, Kalb und die Schweifrübe vom Pferd, gehören zu den recht harten, aber auch sehr knorpelhaltigen Knochen.

 

Sandknochen sind aus den Kugelgelenken (Gelenkköpfen) gesägte Stücke. Sie sind relativ hart, haben aber den Vorteil, dass sie nicht einfach zerbissen werden können, sondern Hund muss wirklich darauf herumkauen, um den Knochen krümelweise zu fressen. So landen keine größeren Knochenstücke im Magen, der Hund ist beschäftigt und fürs Calcium ist auch gesorgt.

 

Nackenknochen sind recht kompakte Knochen, die je nach Alter des Tieres, von dem sie stammen, sehr hart sein können. Häufig ist sehr wenig Fleisch an diesen Knochen. Nackenknochen von jungen Tieren, wie etwa Kalb oder Lamm, können sehr gut gefüttert werden.

 

Flügel bitte immer mit Haut füttern und gerade bei Puten- oder Entenflügel die Spitze prüfen. Ist sie sehr spitz, sollte sie gekappt werden. Flügel sind insbesondere bei Katzen oder kleineren Hunden sehr beliebt, da gerade die Flügel vom Huhn sehr leicht zu kauen sind.

 

Knochen sollten grundsätzlich ROH gefüttert werden. Werden Knochen gekocht, werden sie hart und spröde, sie können splittern und diese Splitter können durchaus zu Verletzungen führen. Gekochte Knochen sind auch sehr schwer verdaulich, was zu weiteren Problemen führen kann bis hin zum Darmverschluss.

Das gilt übrigens auch für Knochen von Geflügel!

Knochen werden unterteilt in sogenannte weiche Knochen und sogenannte harte Knochen. Häufig liest man, dass nur weiche Knochen weniger Calcium hätten und man daher darauf achten sollte, nicht nur weiche Knochen zu verfüttern, das ist so aber nur bedingt richtig.

Hühnerknochen werden recht jung geschlachtet, deshalb enthalten Knochen vom Huhn generell relativ wenig Calcium. Sie gehören, wie auch Lammrippen, Lammbrustbein, Entenhälse, Putenhälse, Kaninchenknochen zu den weichen Knochen. Knochen vom Lamm, Kaninchen und größerem Geflügel enthalten aber wesentlich mehr Calcium.

Man kann durchaus ausschließlich weiche Knochen füttern – lediglich, wenn man nur Knochen vom Huhn füttert, sollte man evtl. etwas Calcium zusätzlich ergänzen.

Ganz wichtig – nur rohe Knochen füttern, niemals ohne Aufsicht und niemals zu viel auf einmal!

Bei der Knochenfütterung scheiden sich nach wie vor die Geister. Tierärzte warnen häufig vor der Verfütterung von ganzen Knochen – teilweise mit Recht, denn es gibt immer ein gewisses Risiko. Bei gierigen Schlingern besteht durchaus die Gefahr, dass sie zu große Stücke auf einmal schlucken. Zuviel Knochen auf einmal kann zu erheblichen Problemen bei der Verdauung führen, manchmal kommt es zu so massiven Verstopfungen, dass diese tierärztlich behandelt werden müssen. Zu harte Knochen können auch zu Schäden an den Zähnen führen.

Getrocknete Knochen sind wirklich gefährlich, da sie schlecht verdaut werden und auch splittern – das kann lebensgefährlich werden.

Es gibt also durchaus Risiken bei der Knochenfütterung – aber es gibt auch gute Gründe, die FÜR Knochen sprechen, zumindest bei der BARF-Fütterung.

Zum einen liefern Knochen nicht nur Calcium, sondern auch Kollagen, Magnesium, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Zum anderen sind Knochen sehr effektive „Zahnbürsten“ und zugleich Beschäftigung – vielen Hunden und auch Katzen bereitet es große Freude, Knochen zu fressen.

Kleiner Tipp – Knochen können sehr gut als „Dessert“ gefüttert werden. Dann ist die Gier nicht so groß, die Magensäureproduktion durch das bereits gefressene Fleisch in vollem Gange und der Magen ein wenig „gepolstert“.

Es spricht nichts dagegen, Knochen gewolft zu verfüttern, beispielsweise bei Hunden, die stark schlingen oder mäkeligen Fressern, die nicht gerne kauen, allerdings fehlt dann der Effekt der Zahnreinigung.

Gewolfte (also durch den Fleischwolf gedreht und zerkleinerte) Knochen sind meist weichere Knochen, Brustbeinspitzen, Karkassen, Hälse oder Flügel. Häufig werden sie auch als „Knorpelmix“ bezeichnet.

Es gibt durchaus Gründe, KEINE Knochen zu füttern. Bei Nierenerkrankungen sollten z.b. keine Knochen gefüttert werden, da sie neben Calcium auch sehr viel Phosphor enthalten.  Hunde oder Katzen mit Darmträgheit, Megacolon oder Perinealhernie sollten Knochen nur in sehr geringem Maße oder gar nicht bekommen, da Knochen häufig härteren Kot verursachen und das kann zu Problemen führen.

Wenn keine Knochen gefüttert werden, ist es in den meisten Fällen ausreichend, vor allem das Calcium zu ersetzen, z.b. durch Eierschale, Algenkalk, Calciumcarbonat oder Calciumcitrat, wenn keine Nierenerkrankung vorliegt, auch Knochenmehl. Phosphor ist im Fleisch und in den Innereien meist ausreichend enthalten, aber Knochen enthalten auch andere wertvolle Nährstoffe, wie eben auch Magnesium, Natrium, Kalium, Eisen, Kupfer, Zink und vieles andere mehr.

Aus diesem Grund sollte man auf Knochen nur verzichten, wenn es wirklich notwendig ist, denn auch sie sind ein wichtiger Bestandteil der BARF-Ernährung.

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Carnes Doggi