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Kleiner BARF-Grundkurs – Teil 1 – warum Innereien so wichtig sind

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BARF ist ein immer größeres Thema – fast jeder Hunde- oder Katzenbesitzer hat schon davon gehört oder darüber gelesen.

Allerdings stellen wir von der PfotenBar immer wieder fest, dass häufig Unsicherheit über die einzelnen Bestandteile beim BARFen herrscht – deshalb starten wir heute mit den Innereien den ersten Teil einer kleinen Reihe, in der wir ein bisschen über die Hintergründe erzählen, was warum und in welcher Menge in den Napf gehört.

Schaut man sich eine ganze Kuh, ein ganzes Kaninchen, ein ganzes Huhn an, stellt man fest, dass es aus Muskeln, Organen (Innereien), Drüsen, Haut und Knochen besteht – grob gesehen.

Die Organe sind so etwas wie ein Wunderwerk der Natur – sie speichern Nährstoffe, filtern Giftstoffe aus dem Blut und geben es – vor allem über Blase – wieder ab, sie pumpen Blut durch den gesamten Körper, produzieren Blutkörperchen oder recyceln alte Blutkörperchen, produzieren die Hormone, steuern den Hormonspiegel – eine unglaublich effiziente Maschinerie.

Aber nicht alles, was innen im Körper liegt und an diesen Vorgängen beteiligt ist, gehört auch zu den Innereien, die wir beim BARFen verwenden.

 

Das Herz ist beispielsweise ein unglaublich effizienter Muskel, denn es pumpt ununterbrochen Blut durch den ganzen Körper – sauerstoffreiches Blut wird in den Körper verteilt, sauerstoffarmes Blut wird zur Lunge weiter geleitet.

Es ist also eigentlich keine Innerei in dem Sinne, wird beim BARFen aber häufig zu den Innereien gezählt – das liegt daran, dass Herz reich an Purin (eine Aminosäure, das ist ein Protein-Baustein) ist. Zu viel Purin kann unter anderem zu Durchfall führen. Innereien haben grundsätzlich einen höheren Gehalt an Phosphor als Muskelfleisch – Herz liegt mit dem Phosphorgehalt etwa dazwischen.  Herz liefert unter anderem Jod, Kupfer, B-Vitamine, Vitamin E und Kalium.

Herz gehört etwa zu einem Anteil von 2-5% ins Futter, für Katzen ist es häufig etwas mehr. Kleiner Tipp – Herz ist ein ausgesprochen festes Fleisch, darum eignet es sich prima auch als Leckerchen beim Training, roh oder gekocht in kleine Würfel geschnitten.

 

Die Leber ist eine „echte“ Innerei. Sie kann immens viel Vitamin A speichern, aber man findet auch fast alle B-Vitamine, Eisen und alle Spurenelemente, wie Zink, Mangan, Selen und Kupfer in der Leber. Um zu verdeutlichen, wie immens die Speicherkapazitäten sind – Eisbären leben überwiegend von Fisch und Robben, die reich an Vitamin A und D sind. Für uns Menschen und viele Tiere ist schon ein kleines Stück Eisbärleber toxisch und kann zu einer Vitamin A Vergiftung führen!

Die Leber hat im Körper sehr vielfältige Aufgaben, unter anderem baut sie Zucker zu Fett um, filtert Giftstoffe (auch Insektizide und Medikamente) aus dem Blut. Diese Stoffe wandelt sie entweder in Abbauprodukte um oder gibt sie weiter an die Niere. Gelegentlich wird behauptet, dass die Leber als Entgiftungsorgan besser nicht gefüttert werden sollte, weil sie Giftstoffe speichert. Das ist aber so nicht korrekt, denn die Leber ist in erster Linie darauf aus, sämtliche Stoffe, die für den Körper nicht gut sind, wieder los zu werden. Schaut man sich an, wie schlecht es Menschen und Tieren mit Lebererkrankungen geht, kann man sich eine Vorstellung über die Leistungsfähigkeit der Leber machen. Beim BARFen ist Leber die wichtigste Innerei und sollte in jedem Fall in den Napf kommen.

Leber sollte etwa 3-5% des gesamten Futters ausmachen.

 

Die Nieren sind sehr reich an Selen und an B-Vitaminen, aber auch an Kupfer, Folsäure und Kalium. Sie sind im Körper paarweise angelegt und haben die Aufgabe, Giftstoffe und Abbauprodukte von Nährstoffen aus dem Körper zu bringen. Die Nieren sind sehr effektive Filter, die ständig das Blut filtern und dabei Giftstoffe und überalterte Zellen zu Harn umwandeln, der über die Blase gesammelt und dann ausgeschieden wird. Sie balanciert den Flüssigkeitshaushalt im Körper aus und reguliert den Blutdruck, aber auch den Anteil an im Blut gelösten Mineralien und Spurenelementen. Die Niere liegt im Körper gut geschützt in einer Fettkapsel, zusammen mit den Nebennieren, die eine wichtige Rolle im Hormonhaushalt spielen.

Etwa 1,5-3% des gesamten Futters sollte aus Nieren bestehen. Niere ist DER Selenlieferant, aber nicht zwingend erforderlich in einem BARF-Plan – wenn Leber ausreichend gefüttert wird, können die wertvollen Inhaltsstoffe der Niere auch anderweitig ergänzt werden, z.b. mit Paranüssen oder Kokosraspeln.

 

Die Milz ist sehr proteinreich und hat einen hohen Gehalt an Eisen. Dadurch, dass sie extrem gut durchblutet ist, hat sie auch einen guten Gehalt an B-Vitaminen und Spurenelementen wie z.B. Kupfer. Die Aufgabe der Milz liegt vor allem im immunologischen Bereich, denn sie produziert Leukozyten, baut überalterte oder geschädigte rote Blutkörperchen ab und entsorgt so ziemlich alle Zellen, die nicht ins Blut gehören.

Die Milz kann bis zu 5% des Körpergewichts eines Lebewesens wiegen, beim BARFen füttert man etwa 1-3% vom  gesamten Futter als Milz. Auch Milz gehört nicht zu den Innereien, die zwingend erforderlich sind – man kann sie durchaus ersetzen. Rechnet man eine Futterration mit und ohne Milz durch, ergeben sich lediglich geringfügige Abweichungen. Milz enthält unter anderem B-Vitamine, Eisen, Vitamin E, Kalium, Folsäure, Kupfer, Zink.

 

Die Lunge ist neben dem Herz wohl das wichtigste Organ im Körper – sie reichert das Blut mit Sauerstoff an. Beim BARFen wird sie häufig als „wertlos“ unterschätzt, lediglich getrocknet ist sie als Leckerei recht beliebt – zu Unrecht, denn die Lunge hat sehr ähnliche Nährwerte wie die Milz und darüber hinaus ist sie auch immens reich an Taurin, einer für Katzen essentiellen Aminosäure.

Lunge ist sehr voluminös, dabei fettarm und reich an Protein. Sie muss nicht unbedingt gefüttert werden, kann aber  durchaus bis zu 10% des Futters ausmachen. Das macht sie ideal für Diäten, wenn Hund oder Katze abspecken müssen. Übrigens – die Lunge ist keine „reine“ Innerei. Die Außenwände bestehen aus glatter Muskulatur.

 

Der Magen (und auch der Darm) zählen nicht zu den Innereien, obwohl beide innen liegen. Magen und Darm sind sehr effektive Muskel, die Nahrung zerkleinern und mit Hilfe von Magensaft und Enzymen aufschließen. Die Darmwände nehmen die Nährstoffe auf und geben sie ans Blut ab zur weiteren Verwertung.

Die Mägen von Wiederkäuern haben eine Sonderstellung, sie werden beim BARFen weder zu Innereien noch zu Muskelfleisch  gezählt, sondern separat behandelt – das liegt unter anderem daran, dass Pansen ein sehr gutes Calcium-Phosphor-Verhältnis hat und bei Hunden sehr beliebt ist. Etwa 20% des Futters kann aus Pansen und Blättermagen bestehen. Viele Katzen mögen Pansen übrigens recht gerne und sie dürfen ruhig etwa 5% ihres Speiseplans als Pansen bekommen. Achtet darauf, sogenannten „grünen“ Pansen zu bekommen – gereinigter weißer Pansen ist so gut wie wertlos. Kleiner Tipp – bei Getreideallergikern besser auf Lammpansen ausweichen, bei Gräser-Allergien wäre Blättermagen die bessere Wahl.

 

Blut hat eine Sonderstellung. Es gehört beim BARFen weder zu den Innereien, noch zu Muskeln oder Knochen. Aber es hat im Körper eine sehr wichtige Aufgabe, nämlich Nährstoffe und auch Sauerstoff dorthin zu bringen, wo sie weiter verarbeitet werden. Blut ist immens reich an Eisen aufgrund des Hämoglobins, das für die rote Farbe des Blutes verantwortlich ist, aber auch B-Vitamine, Selen, Zink, Kupfer sind enthalten. Es kann also durchaus sinnvoll sein, auch Blut in geringen Mengen zu füttern.

 

Wie man sieht, sind Innereien wichtige Nährstoff-Lieferanten beim BARFen und unendlich wertvoll für die Versorgung mit wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Das liegt ganz einfach an den wichtigen Aufgaben, die sie im lebenden Körper erfüllen.

Manche Hunde – und Katzen – finden den Glibber im Napf allerdings unzumutbar. Ganz empfindliche Kandidaten reagieren auch schnell mit Durchfall, vor allem, wenn zuviele Innereien auf einmal gefüttert werden.

In diesen Fällen kann man es durchaus mit verschiedenen Varianten versuchen – Innereien gewolft untermischen, lieber täglich ganz kleine Mengen füttern als an einzelnen Tagen mehr, leicht ankochen oder anbraten.

Wer dennoch keine Innereien füttern kann oder will, sollte sich daher die Nährstoffanalysen von Innereien anschauen und die dort enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente anderweitig ergänzen – was aber, gerade die Leber betreffend, sehr kompliziert und aufwendig ist.

Die Leber ist die wichtigste Innerei beim BARFen!

 

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Carnes Doggi