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BARFen bei Erkrankungen des Bewegungsapparates

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Es gibt eine Vielzahl von Beschwerden, die den Bewegungsapparat bei Hunden betreffen – am häufigsten handelt es sich um Erkrankungen oder Beschwerden der verschiedenen Gelenke, aber auch Bänder und Sehnen.

Je nach Art der Beschwerden und Ausprägung gibt es verschiedene Ansätze zur Behandlung, sowohl aus medizinischer als auch physiotherapeutischer Sicht.

Aber auch über die Ernährung kann man sehr viel dazu beitragen, Symptome zu lindern, Entzündungen und Schmerzen zu bekämpfen oder auch vorbeugend unterstützen.

Eine Möglichkeit ist die Umstellung auf BARF.

Die Umstellung auf BARF kann effektiv Schmerzen lindern, den Abbauprozess von Knorpelgewebe verlangsamen, wirksam bei Wundheilung oder Gewebeaufbau unterstützen sowie die Beweglichkeit erhöhen bzw. erhalten.

Das funktioniert deshalb so gut, weil man bei der Zusammenstellung des Futters gezielt Bestandteile füttern oder weglassen – und so perfekt auf den Hund (oder die Katze) abstimmen kann.

 

Dabei sind einige Grundsätze zu beachten:

 

  • Die Rationen sollten unbedingt getreidefrei gestaltet werden, da vor allem glutenhaltige Getreide entzündliche Prozesse begünstigen können

Tipp: wenn eine Kohlehydratquelle benötigt wird, unbedingt auf glutenfreie Getreide achten.  Eine Ausnahme ist Hirse – ihr werden entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt und wird häufig gut vertragen.

  • Nahrungsergänzungen oder Kräuter sollten gezielt zu gefüttert werden – es gilt NICHT, viel hilft viel, sondern es sollte abgestimmt auf die jeweilige Erkrankung sein. Es ist durchaus ein Unterschied, ob die Beschwerden durch entzündliche Prozesse (z.b. bei Arthrose), durch altersbedingten Verschleiß oder schlicht und ergreifend durch Fehlbildungen von Knochen und Gelenke verursacht werden.
  • Fischöl, frisches Obst und Gemüse, Fleisch mit gutem Anteil an Bindegewebe/Knorpel hat positiven Einfluss
  • Unbedingt auf eine sehr schlanke Figur achten! Gerade bei Erkrankungen des Bewegungsapparates zählt jedes Gramm.

 

Ansonsten wird das Futter ganz normal zusammengestellt – Muskelfleisch, Pansen, Fisch, Innereien, Knochen, Gemüse, Öl, evtl. Seealgen in der üblichen Verteilung, dabei immer auf einen angemessenen Fettgehalt achten.

Das ist zunächst die Grundlage – mit geeigneten Futterergänzungen kann man dann ganz gezielt helfen.

Es gibt mittlerweile ein riesiges Angebot an verschiedenen Pülverchen für Gelenke und Knochen und natürlich ist eines besser als das andere. Ist das aber wirklich so? Wie finde ich heraus, was meinem Hund – oder meiner Katze – wirklich hilft und wie sollte ich auswählen?

 An erster Stelle steht die Diagnose – was hat mein Hund bzw. meine Katze für Beschwerden? Was will ich effektiv erreichen? Denn danach werden die geeigneten Ergänzungen zum Futter gewählt:

 

  • Gezielte Unterstützung der Gelenke (Gelenkflüssigkeit, Knorpelmasse)
  • Gezielte Unterstützung von Sehnen und Bändern
  • Effektive Schmerzlinderung
  • Verbesserung der Beweglichkeit
  • Gezielte Unterstützung der Wundheilung, z.b. nach Operationen, Bänderrissen
  • Gezielter Muskelaufbau

 

Aber woher weiß ich, welche Zusätze wofür gut sind?

Diese kleine Übersicht über einige verschiedenen Möglichkeiten und die  wichtigsten Wirkungsweisen kann schon eine erste Orientierung bieten:

 

Grünlipp Muschelextrakt – enthält neben Mineralstoffen, Spurenelementen und wertvollen Aminosäuren einen ungewöhnlich hohen Anteil an GAGs (Glycosaminglykane). Fördert die Regeneration und den Aufbau von Knorpel und Bindegewebe, wirkt entzündungshemmend, verbessert die Struktur des Bindegewebes. Wirkt am besten bei erhöhter Zufuhr von Vitamin C,  Vitamin E und Omega-3-Fettsäuren. Auf Qualität achten! Wirksam ist das Muschelfleisch, nicht die Schale – entfettetes Muschelfleisch ist weniger wirksam, kostet aber weniger.

 

Chondroitin – am häufigsten vorkommendes Glycosaminglykan im Knorpel, das Wasser im Bindegewebe absorbiert, die Bildung von Hyaluronsäure und so die Elastizität und Gleitfähigkeit der Gelenke fördert. Es hemmt zudem Enzyme, die Knorpel aufspalten.

 

Glukosaminglykane – fördert die Anordnung und die Reparatur des Knorpels, dient als Vorläufer für die Produktion des Gelenkknorpels sowie der Synovialflüssigkeit um das Gelenk. Glukosamine reduzieren entzündliche Prozesse und helfen so, das Gelenksgewebe und die Synovialflüssigkeit zu regenerieren und erhalten.

 

Kollagen-Hydrolysat – Kollagen-Hydrolysat regt die Knorpelzellen an, vermehrt Gewebe zu bilden und wird deshalb zur Prävention und Therapie von Osteoarthrosen eingesetzt. Kollagen-Hydrolysat trägt zur Festigkeit und Flexibilität des Bindegewebes bei, erhöht so die Gelenksbeweglichkeit und reduziert das Schmerzgeschehen bei degenerativen Gelenkserkrankungen. Auf gute Qualität achten!  Achtung, Kalorienbombe!

 

MSM (Methylsulfonylmethan) – entgiftet den Körper, wirkt entzündungshemmend, beschleunigt die Reparatur und den Aufbau körpereigener Zellen, schmerzlindernd, regt Durchblutung und Verdauung an, fördert die Wundheilung

 

Weidenrinde – enthält Acetylsalicylsäure, sozusagen natürliches Aspirin, schmerzlindernd, blutverdünnend (regt Durchblutung an) – nicht für Katzen!

 

Teufelskralle – wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd

 

Ingwer – schmerzlindernd und entzündungshemmend, hemmt den Abbau des Knorpelgewebes

 

Mädesüß – enthält Acetylsalicylsäure, wirkt fiebersenkend, schmerzlindernd, entgiftend, blutreinigend, harn- und schweißtreibend – nicht für Katzen!

 

Weihrauch entzündungshemmend und schmerzlindernd

 

Tipp – viel hilft NICHT viel. Lieber sparsam und nur wenige Präparate, diese dafür aber gezielt einsetzen!

 

Zu Reiskeimöl gibt es in den letzten Jahren immer mehr Berichte und Empfehlungen.

Im Pferdesport wird es bereits seit längerem gezielt zum Muskelaufbau eingesetzt und seit einigen Jahren ist dieser Trend auch in die Hundeszene übergeschwappt. Aber Achtung – im Pferdesport gilt Reiskeimöl als Dopingmittel, es verdirbt sehr schnell und es sollte sehr sparsam dosiert werden (1 ml auf 20kg Hund), da es die Leber stark beansprucht. Der wirksame Bestandteil in Reiskeimöl ist Gamma-Oryzanol – mittlerweile sind auch Kapseln mit diesem Stoff als Nahrungsergänzung im Handel. Bitte beachten, dass dieser Stoff auch cholesterin- bzw. blutfettwertsenkend wirkt.

Reiskeimöl  ist bei Hunden nur in Verbindung mit gezieltem Muskelaufbautraining sinnvoll.

Bitte beachten: Reiskeimöl hat einen hohen Gehalt an Linolsäure, die zu Arachidonsäure umgewandelt wird – diese kann entzündungsfördernd wirken. Bei entzündlichen Prozessen (Arthrose, Arthritis) ist Reiskeimöl daher nicht geeignet.

 

Ein Geheimtipp, der völlig vernachlässigt wird, ist Taurin. Taurin ist im Körper für viele Stoffwechselvorgänge mit erforderlich, vor allem aber für den Muskelaufbau und -Erhalt. Für Katzen ist Taurin essentiell, muss also über die Ernährung zugeführt werden – bei Hunden geht man bis heute davon aus, dass sie Taurin selbst im Darm synthetisieren können. Wer barft, also roh füttert, hat in der Regel sowieso Taurin im Futter, denn Taurin ist vor allem in stark arbeitender Muskulatur vorhanden.

Dennoch kann es gerade bei älteren Hunden und bei Hunden, die mit Fertigfutter ernährt werden, sehr hilfreich sein, zusätzlich Taurin ins Futter zu geben. Gerade bei älteren Hunden sollte man den Effekt, auch auf die Augen und das Herz, nicht unterschätzen.

 

Im Handel gibt es sehr viele verschiedene Kombinationspräparate. Schaut euch die Zusammensetzung aber genau an, denn häufig bestehen diese Präparate zu einem Teil aus Stoffen, die nicht notwendig sind.

Es ist übrigens durchaus möglich, Gelenkproblemen, Arthrose, Bänderrissen oder Verschleisserscheinungen  vorzubeugen.

Auch die Ernährung sollte dabei nicht unterschätzt werden, denn auch über den Futternapf kann man ganz gezielt dazu beitragen, Beschwerden, die aus diversen Zipperlein rund um den Bewegungsapparat resultieren, gar nicht erst entstehen zu lassen.

Ganz wichtig – und oft unterschätzt – ist dabei das Körpergewicht eures Hundes. Jedes Gramm zu viel kann zur Schädigung von Gelenken, Bändern und Sehnen beitragen!

 

Vielen Dank für das Bild an Tierphysio Langenfeld, Roswitha Lammertz